Agrarkosten explodieren! Auch für Pferdehaltung wird es teurer


Die Kosten für die landwirtschaftliche Produktion sind in den letzten 10 Jahren drastisch angestiegen – um rund ein Drittel.

Auffällig ist dabei: Die Tierhalter sind von der Kostenexplosion noch weitaus stärker betroffen als die Ackerbauern. Investiert wird aber trotzdem. Gleichzeitig hat die Verschuldung der Betriebe deutlich zugenommen. Warum das so ist, erfahren sie hier.

In der Tierhaltung sind die Kosten weitaus stärker nach oben gegangen als im Ackerbau – diese enorme Kostenexplosion trifft die Milchbauern ebenso hart wie die Schweinehalter. Wie sehr haben sich Betriebsmittel, Technik, Personal und Investitionen in den letzten Jahren verteuert? Diese Frage lässt sich mit Hilfe der Daten des Testbetriebsnetzes des BMEL ziemlich detailliert beantworten. Fakt ist: summa summarum hat sich die landwirtschaftliche Produktion in den letzten 10 Jahren um rund ein Drittel verteuert – in den letzten 20 Jahre sind die Kosten sogar um satte 60 Prozent gestiegen.

Auffällig ist auch: In der Tierhaltung sind die Kosten weitaus stärker nach oben gegangen als im Ackerbau – diese Kostenexplosion trifft die Milchprodukten ebenso hart wie die Veredlung. Dafür schwanken die Kosten im Ackerbau deutlich stärker. Im 10 Jahresvergleich ergeben sich – immer bezogen auf die betriebliche Fläche – folgende Werte: Der Kostenanstieg für Ackerbauern lag immerhin bei 23 Prozent.

Für Schweinhalter gingen die Kosten im gleichen Zeitraum um 48 Prozent nach oben und Milchbauern mussten 46 Prozent mehr Geld ausgeben, um ihren Betrieb am Laufen zu halten. Allerdings ist das Kosten-Niveau – in absoluten Zahlen – in der Veredlung deutlich höher als bei den Milchbauern und um Ackerbau – das gilt aber ebenso für die Erlöse.

Ein Blick auf die Daten zeigt, wie sich diese großen Unterschiede erklären lassen und wie sich die wichtigsten Kostenarten und die Investitionen in den Betriebsformen entwickelt haben.

Wer macht am meisten Gewinn: Ackerbau, Milch oder Veredlung?
Pflanzenbau: Kosten schwanken sehr stark

Während die Kosten in der Tierproduktion eher kontinuierlich steigen, schwanken die wichtigsten Kostenarten im Ackerbau erheblich stärker als bei Milchbauern oder Schweinehaltern. Das zeigen unter anderem die Düngerpreise.

In der pflanzlichen Produktion zeigen die drei wichtigsten Kostenarten, die sich direkt zuordnen lassen eine sehr unterschiedliche Entwicklung. Gemeint sind: Dünger, Pflanzenschutz sowie Saat- und Pflanzgut. Der größte Posten sind in aller Regel die Düngerpreise: Sie sind in den Jahren 2011 bis 2013 zeitweise um rund 50 Prozent gestiegen, danach ging es bis 2019/20 jedoch beinahe wieder auf das Ausgangsniveau zurück.

Der scharfe Rückgang der Düngerpreise in der zweiten Hälfte des vorigen Jahres (2020) und der aktuelle Preissprung (2021) sind dabei noch nicht berücksichtigt. Langfristig ergibt sich für Dünger damit jedoch nur ein Kostenanstieg von 6 Prozent.

Ähnlich volatil verlief die Entwicklung bei Pflanzenschutzmitteln: Hier ist in den Jahren 2013 bis 2014 eine Kostenexplosion von fast 30 Prozent zu verzeichnen – danach ging es mit den Pflanzenschutzpreisen aber beinahe wieder auf das Ausgangsniveau zurück. Offensichtlich ist: Sowohl Dünger als auch Pflanzenschutz zeigen eine sehr zyklische Preisentwicklung die offenbar erheblich von äußeren Faktoren – wie etwa die Entwicklung der Energiepreise und die Höhe der Agrarpreise beeinflusst werden – jedenfalls deutlich stärker als die dritte direkt zuordenbare Kostenart – nämlich Saat- und Pflanzgut.

Für dieses wichtige Betriebsmittel sind Kosten fast kontinuierlich gestiegen und waren 2019/20 etwa 20 Prozent höher als 10 Jahre zuvor und sogar 45 Prozent höher als vor 20 Jahren. Natürlich gibt es im Ackerbau noch eine Reihe weiterer wichtiger Kosten – doch diese entstehen in ähnlicher Weise auch in den anderen Betriebsformen und werden deshalb weiter unten zusammen ausgewertet.

Agrarkosten auf Rekordhoch: Betriebsmittel teuer wie noch nie Tierhaltung: Immer mehr Geld für Futter und Tierzukauf Kosten.

Anders als in der Pflanzenproduktion gibt es für alle wichtigen drei Kostenblocks nur relativ geringe Schwankungen – obwohl man das gerade bei Futterkosten eigentlich nicht erwarten würde. Die Folge: Tierfutter hat sich in 10 Jahren um mehr als 50 Prozent verteuert und innerhalb von 20 Jahren haben sich Preise nahezu verdoppelt.
Auch für die tierische Erzeugung hat das BMEL drei direkt zuordenbare Kostenarten ausgewiesen: Nämlich den Futtermitteleinkauf, den Tierzukauf und die Kosten für Tierarzt und Besamung. Anders als in der Pflanzenproduktion gibt es für alle drei wichtigen Kostenblocks nur relativ geringe Schwankungen – obwohl man das gerade bei den Futterkosten eigentlich nicht erwarten würde.

Doch das ist nur bedingt der Fall: Zwar gab es bei zugekauftem Futter 2012 und 2018 ebenfalls deutliche Preisspitzen, doch waren die Preisrückgänge danach meist stark ausgeprägt – das heißt: Ein Teil des Preisanstiegs wurden nicht wieder zurückgenommen. Hinzu kommen sicher auch die immer höheren Anforderungen und Auflagen an das Tierfutter – angefangen von GVO-frei bis hin zu klimatechnischen Anforderungen. Die Folge: Tierfutter hat sich in 10 Jahren um mehr als 50 Prozent verteuert und innerhalb von 20 Jahren haben sich Preise nahezu verdoppelt. Dabei war der Kosten-Anstieg für Milchbauern offenbar etwas stärker als in der Veredelung.

Nicht ganz so kräftig wie die Futterkosten sind die Preise für Tierzukäufe gestiegen. Doch auch hier gibt es trotz Preisschwankungen einen eindeutigen Trend: Nach oben. So mussten Tierhalter im Wirtschaftsjahr 2019/20 rund 40 Prozent mehr beim Tierzukauf ausgeben als 10 Jahre zuvor. Das trifft allerdings vor allem für Schweinhalter zu – bei denen war das Ausnahmejahr 2019/20 sowieso ein Kostentreiber – mit rekordhohen Schweine- und Ferkelpreisen.

Ohne dieses besondere Jahr wäre der Kostenanstieg im Tierzukauf etwas moderater ausgefallen –aber immerhin noch mit 20 Prozent. Letze direkt zuordenbarer Kostenblock betreffen Tierarzt und für Besamung: Hier sind die kosten in den Letzen 10 Jahren um 20 Prozent gestiegen – und im 20-Jahresvergleich beträgt die Teuerung satte 50 Prozent.

Die Kosten für Personalaufwand sind allein in den letzten 10 Jahren um knapp zwei Drittel nach oben geschossen. Im 20-Jahreszeitraum haben sich die Personalkosten sogar verdoppelt. Für Heizmaterial, Strom und Wasser sind die Kosten ebenfalls kontinuierlich gestiegen.

Schließlich gibt es wichtige Kosten, die in allen Betriebsformen anfallen – also sowohl im Ackerbau, als auch in der Milch und bei Schweinbauern. Allerdings treffen die Kostenanstiege auch hier – zumindest teilweise – die Tierproduzenten stärker. Zum einen weil sie mehr Arbeitskräfte einsetzten müssen als der Ackerbau und deshalb anteilmäßig mehr Lohnkosten haben. Hinzu kommt das Tierhalter stärker in Gebäuden wirtschaften, so dass die damit verbundenen Kosten ebenfalls höher sind.

Klar ist jedenfalls, dass die Kosten für Personalaufwand allein in den letzten 10 Jahren um knapp zwei Drittel nach oben geschossen sind. Im 20-Jahreszeitraum haben sich die Personalkosten sogar verdoppelt. Innerhalb der Daten des BMEL sind die Lohnkosten für Fremdarbeitskräfte mit den Kosten für Maschinenmiete zusammengefasst. Zusammen ist dieser Kostenblock im Wirtschaftsjahr 2019/20 knapp 40 Prozent teurer als vor 10 Jahresfrist und mehr als 80 Prozent höher als vor 20 Jahren.

Für Heizmaterial, Strom und Wasser sind die Kosten ebenfalls kontinuierlich gestiegen – und dabei ist die neue CO2-Steuer in diesem Anstieg noch gar nicht enthalten, denn sie gilt ja erst ab 2021. Dennoch reicht es für einen Anstieg von knapp 15 Prozent im 10-Jahresrückblick und von fast 60 Prozent nach 20 Jahren – wohl vor allem wegen der stark gestiegenen Strompreise.

Die am stärksten schwankenden Preise in dieser Kategorie sind die Preise für Treib- und Schmierstoffe – denn sie folgen am stärksten den ebenfalls stark schwankenden globalen Energiepreisen. Trotz der Schwankungen war Treibstoff im Wirtschaftsjahr 2019/20 für die Bauern knapp 15 Prozent teurer als vor 10 Jahresfrist und etwa 50 Prozent teurer als vor 20 Jahren.

Die Bruttoinvestitionen haben trotz kräftiger Schwankungen tendenziell zulegt und waren im Wirtschaftsjahr 2019/20 rund ein Drittel höher als 10 Jahr zuvor. Doch auch die Verschuldung der Betriebe ist deutlich gestiegen. Zum Schluss noch ein Blick auf die Investitionen und die Verschuldung. Hier zeigt sich trotz der immer schwieriger werdenden politischen und ökonomischen Rahmenbedingungen: Die Bruttoinvestitionen haben trotz kräftiger Schwankungen tendenziell zulegt und waren im Wirtschaftsjahr 2019/20 rund ein Drittel (bezogen auf die Fläche) höher als 10 Jahr zuvor.

Aber es wird auch schnell klar warum das so ist: Am stärksten sind die Investitionen in Boden und in neue Gebäude gestiegen – nämlich jeweils um mehr als 50 Prozent. Klar bei beiden Investitionsarten ist: Es geht um die Sicherung der betrieblichen Existenz und um Investitionen in betriebliches Wachstum. Das erfolgte zum einen durch den Zukauf neuer oder zuvor gepachteter Flächen, zum andern durch die Modernisierung und den Neubau von Ställen – auch wegen die Einhaltung zahlreicher neuer Tierwohlauflagen.

Ebenfalls mehr Geld als vor 10 Jahren steckten die Bauern in Maschinen und technische Anlagen – hier liegt das Plus bei 40 Prozent.

Interessant sind in diesem Zusammenhang noch zwei weitere Aspekte: Nämlich der Anteil an Eigenkapital und die Verschuldung der Betriebe. Vor allem die Verschuldung der Betriebe – also die Verbindlichkeiten gegenüber Banken und anderen – hat in den letzten 10 Jahren deutlich zugenommen: Um mehr als 40 Prozent. Der Anteil an Eigenkapital blieb zumindest in den letzten 5 Jahren relativ stabil und ist geringfügig höher als vor 10 Jahren.

Quelle: Dr. Olaf Zinke, agrarheute
Dienstag, 20.04.2021 – 10:20


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