Stierkampf in Katalonien


Das katalanische Parlament stimmte mit 67 zu 59 Stimmen für die Annahme eines Volksbegehrens, das ein Ende des blutigen Spektakels forderte. Eine Bürgerinitiative hatte zuvor mit rund 180.000 mehr als reichlich Stimmen eingesammelt. Nun wird ein entsprechender Gesetzentwurf ausgearbeitet.

Tatsächlich ist Katalonien nicht die erste Region Spaniens, die ein Ende des Stierkampfes erwägt. Auf den Kanarischen Inseln sind die „corridas“ seit 1991 verboten. Und tatsächlich fordern seit Jahrzehnten in regelmäßigen Abständen vor allem Tierschutzorganisationen im ganzen Land ein Ende des Stierkampfs oder, wie jetzt, „des Einsatzes von Tieren in Kämpfen und Veranstaltungen, die ihnen Leiden bereiten könnten“. Genau dieses Leiden schätzen Gegner und Befürworter aber unterschiedlich ein.

Zwar kommen die Stiere in der Arena selten qualfrei zu Tode, das lässt sich kaum abstreiten. Aber, so das Argument der Befürworter: Vorher leben die Tiere Jahre eines geradezu luxuriösen Lebens, werden gehegt und gepflegt. Luxuriöser als sehr viele andere Tiere, vor allem die in Massenhaltung. Auch sonst sind die meisten Argumente immer wieder ausgetauscht worden: Tierquälerei gegen Kunst und Kultur, Verantwortungslosigkeit gegen Freiheit. 

In den folgenden Jahrhunderten wurde immer wieder ein Verbot diskutiert, manchmal erfolgte es – vorübergehend. Eine unpopuläre Entscheidung, denn das sogenannte Volk wollte die Kämpfe. Und für Reisende passten sie hervorragend in das Bild des exotischen Landes hinter den Pyrenäen.

Zumindest bei den Spaniern selbst hat die Begeisterung aber offenbar abgenommen. Nicht einmal 30 Prozent der Spanier sollen sich laut Umfragen noch für das Spektakel interessieren – im Norden des Landes sind es sogar noch weniger. Zum Beispiel in Katalonien.

Etliche Arenen verfallen nach und nach, die noch bespielten locken keine Massen mehr. Drei große Arenen gibt es in Barcelona, in nur einer finden noch regelmäßig Stierkämpfe statt, mit nur halb vollen Rängen, meist. Eben, sagen die Gegner. Auch dieses Argument aber lässt sich drehen.

 

 


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